Sagenhafte «Strihzgis» – ein audiovisuelles Schulprojekt im fahrenden Tonstudio
Auszug aus der Aargauer Zeitung vom 25. Januar 2023
Sie gehören seit Menschengedenken zu Densbüren und haben – das sagen jedenfalls Geschichten, dazu weiter unten – auch schon direkten Einfluss auf die räumliche Entwicklung der Gemeinde gehabt: die sagenumwobenen Strihe-Mandli. Das Erdvolk, das den Strihen in Densbüren und Asp bewohnt – mit 867 Metern der höchste Berg, der komplett im Kanton Aargau liegt.
Die Schule Densbüren hat den Sagenwesen ein Jahresprojekt mit dem Namen «Strihzgi – Alte Sagen und neue Geschichten» gewidmet. Dem Zeitgeist geschuldet, wurden die Strihe-Mandli nach einem Namenswettbewerb umbenannt, wie die Lehrerin und Projektleiterin Anita Zihlmann bei einem Schulbesuch erklärt: «Wir fanden es nicht zeitgemäss, 2023 immer noch davon auszugehen, dass ein sagenhaftes Volk ausschliesslich aus Männern besteht.» Darum wird das Völklein nun «Strihzgis» genannt, darin sollen alle Geschlechter vertreten sein.
Seit letztem Sommer befasst sich die ganze Schule mit den kleinen Fabelwesen, vom Kindergarten bis zur 6. Klasse und der kooperativen Klasse der Stiftung Schürmatt. Das Projekt wird vom Kanton mitfinanziert, genauer von «Kultur macht Schule», der Kulturvermittlung für Aargauer Schulen. Vermittelt hat das Anita Zihlmann; sie hat von 2009 bis 2020 selber auf der Fachstelle Kulturvermittlung beim Kanton gearbeitet.
In Projekt erleben die Schulkinder allerhand: So haben sie beispielsweise die Sagensammlerin und Sagenerzählerin Pia Tschupp getroffen und mit ihr über die «Strihzgis» gesprochen, oder aber mit der Basler Schauspielerin Alexandra Frosio gelernt, wie man richtig Geschichten erzählt.
Themenweg wird im April eröffnet
Dass «Strihzgis» in Densbüren eine besondere Bedeutung haben, merkt man nur schon, wenn man das Schulhaus betritt: Im Eingangsbereich befindet sich ein Sgraffito, also ein in die Wand gekratztes Bild, des Aarauer Künstlers Felix Hoffmann. Dieser bildete darauf bereits 1960 die Fabelwesen ab.
Das habe sich einige Male wiederholt, bis der Gemeindeammann schliesslich beschlossen habe, dass die Kirche am anderen Ort gebaut werden solle: «Man wusste, dass es die ‹Strihzgis› waren, weil man am Boden ihre Spuren gefunden hat. ‹Strihzgis› haben nämlich einen menschlichen und einen Ziegenfuss.»
Projektwoche mit professionellen Aufnahmegeräten
Für die auditiven Teile – Hörspiele, Interviews mit älteren Dorfbewohnenden, Erzählungen, Gedichte und Lieder, alles von der Schülerschaft hergestellt – hat sich die Schule professionelle Unterstützung geholt. Dies in Form von Stefan Bregy und seinem fahrenden Tonstudio. Bregy ist war Lehrer und selbstständiger Musiker, hat auch schon als musikalischer Leiter, Keyboarder oder Background-Sänger mit Florian Ast, DJ Antoine oder Peter Reber gearbeitet.
Inzwischen sieht er sich eher als Kulturvermittler, besucht jährlich rund 50 Schulklassen. Das nehme einen Grossteil seiner Arbeitszeit in Anspruch, erklärt er: «Im letzten Jahr waren es sicher 120 Tage, die ich in Schulen verbracht habe, dazu kommt die Vor- und Nachbereitung.»
Für diese Woche – im Sinne einer Projektwoche – hat Bregy sein fahrendes Tonstudio in Densbüren aufgebaut. In Gruppen lernen die Schülerinnen und Schüler bei ihm zuerst, wie man Aufnahmegeräte bedient. Dann machen sie sich mit einem Mikrofon selber auf die Socken, nehmen Geräusche auf, wie etwa Fusstapfen im Kies, das Knacken von Holzzweigen oder das Rauschen von Blättern – alles zusammen ergibt nachher einen Klangteppich, auch den schneiden die Schulkinder selber zusammen. Jede Gruppe macht auch einen Halt in Bregys Tonstudio, nimmt dort unter seiner Anleitung «Strihzgi»-Geräusche auf.
Es sei bei solchen Projekten für die Betreuerinnen und Betreuer manchmal eine Herausforderung, nicht selber zu viel machen zu wollen, erklärt Bregy: «Als Betreuungsperson sollte man eigentlich nur den Funken zünden, damit die Schülerinnen und Schüler von sich aus aktiv werden, dabei betreut man sie natürlich.» Das lohne sich enorm, schwärmt er: «So kommen die Kinder dann mit Ideen, auf die man selber nie gekommen wäre.»